Letztlich ist mir zum Glück wieder ein Familienrezept eingefallen. Ich hatte es vor 15 Jahren häufiger gekocht. So häufig schon, dass Freunde bösartig kommentierten, ich könne nur die Ampel kochen: Das Grüne, das Gelbe und das Rote. Um es kurz aufzulösen: Das Grüne ist ein Zucchini-Paprika-Dill-Parmesan-Sahneorgien-Auflauf. Sehr lecker, aber recht sättigend. Das Rote ist eine Art Lasagne mit Paprika und Spiralnudeln. Das Geheimnis hier sind gute, medizinisch wertvolle Mengen an Rotwein. Und das Gelbe, das stelle ich jetzt hier vor. Ein Currygericht. Und zwar eins, das meine Mutter sich in seiner Urform ausgedacht hat. Bei meiner Mutter heißt es noch „Hongkong-Teller„. Auf die Welt kam das Gericht wohl Ende der 70er, Anfang der 80er, als Catering noch nicht so teuer und es irgendwie angesagt war, Käse-Ananas-Spießchen, Schweinebraten und andere Fingeressereien, beim ortsansässigen Metzger zu bestellen. Catering bedeutet immer auch Reste. Und aus diesen hat meine Mutter ein Currygericht gezaubert. Die Namensgebung ist etwas irre führend und erklärt sich aus der Historie der Gastarbeiter, die nach und nach unsere Gastronomie bereichert haben. Nach den Italienern, Jugoslawen und Spaniern kamen die Chinesen. Und die setzen hin und wieder Curry ein. Exotisch wurde gleichgesetzt mit chinesischem Essen. Indisches Essen ist erst später zu uns durchgedrungen. Jetzt aber genug der Vorrede. Nur noch ein Hinweis sei gestattet: Oliven und Ananas passen gut zusammen, so unlecker sich das auch anhört. Ich habe das Gericht vielfach gekocht und auch weiter abgewandelt:
Zutaten (die Mengenangaben sind nur Schätzwerte!)
400 g Hähnchenbrust oder Putenfleisch
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 Stückchen frischer Ingwer
1 Zitrone
1 Orange
1 große Dose Ananas
Frische Peperoni
Gutes Currypulver – ich nutze hierfür meist die englische Mischung
Salz
frischer schwarzer Pfeffer
ca. 10 Oliven – nicht gekräutert! – ursprünglich waren das die grünen mit Paprika gefüllt.
2 Gläser Weißwein, z.B. Riesling
1,5 Becher Sahne
Gemüsebrühe – selbstgemacht am besten
Vorbereitung
Hähnchenbrust würfeln und mit Salz, Pfeffer und Currypulver würzen. Die Zwiebeln und den Knoblauch klein schneiden. Den Ingwer schälen und in kleine Würfel schneiden, die Peperoni klein würfeln. Dann Ananas abtropfen lassen – Sud auffangen – und würfeln, Oliven klein schneiden. Die Schale der Orange und der Zitrone mit einem Zestenreißer herunterholen oder sie reibend befreien. Orange und eine Zitrone ausquetschen.
Die Hähnchenbruststücke bei mittlerer Hitze in einem neutralen Öl angehen lassen, alternativ kann man auch Ghee verwenden. Wenn sie Farbe angenommen haben, aus der Pfanne nehmen und die Zwiebeln glasig rösten, und Knovi, Peperoni und Ingwer zugeben. Ein paar der abgetropften, aber gut trockenen Ananasstücken zugeben, karamelisieren lassen. Currypulver zugeben und dann den Weißwein zugeben. Bei starker Hitze einkochen. Jetzt ein wenig Brühe zugeben, die Oliven und ein paar Ananas zugeben. ca. 1/4 der Ananas übrig lassen für später! Nach ca. 1o Minuten – immer wieder kontrollieren, ob noch genug Flüssigkeit in der Pfanne ist, sonst Gemüsebrühe hinzufügen, die Sahne zugeben, soweit eindicken lassen, die Zesten hineingeben und ca. 5 Minuten vor dem Servieren die Hähnchenstücke wieder hineintun, salzen, pfeffern, wenn nötig noch etwas Curry hinzufügen. Zum Schluss das Ganze mit ein wenig Zitronen- und Orangensaft sowie ein wenig Ananassud abschmecken.
Anrichten
Ich esse hierzu immer Reis. Den Reis mit der Sauce und ein paar Stücke kalter Ananas servieren. ¡Que aproveche! Dazu passt der Weißwein, den Ihr schon in die Sauce gegeben habt. Oder einfach ein Bier, Weizen würde ich sagen, denn gegen die Würzigkeit des Curry ist schwer anzukommen.
Ein Gedanke zu “Die Ampel kochen Teil 1: Von indischen Hongkong-Tellern und dem Gelben”